Ursprung der Jagd

Das mag jetzt zunächst Wasser auf die Mühlen eines jeden Vegetariers, Veganers und Jagdgegners sein, aber so gesehen war der Mensch nicht von Beginn seiner Existenz an ein Fleischkonsument. Unsere Urahnen ernährten sich primär von Samen, Gräsern, Früchten und Wurzeln.

Aber hin und wieder standen auf dem Speiseplan auch Insekten und Würmer. Ganz so vegetarisch haben wir uns also nie ernährt, selbst nicht zu der Zeit, als Menschen und Primaten im Evolutionsstamm noch eine Linie bildeten.

 

Vor ca. 3,5 Millionen Jahren begannen dann die Australopethicinen grazialis, unsere Ahnen, als Generalisten (Allesfresser) ihre Laufbahn. Ihre Hauptnahrung bestand primär weiter aus vegetarischer Kost, doch selbst noch nicht fähig zu jagen, lernten die A. grazialis ab und an von Raubtieren einen Teil der gerissenen Beute zu klauen. Nicht selten waren sie aber selbst zu Beute geworden.

 

Vor ca. 2,5 Millionen Jahren, in der Altsteinzeit, begann die eigentliche Jagd. Durch die Menschenform "Homo erectus" wurden relevante Waffen für die Jagd, wie Holzspeere oder Wurfhölzer, hergestellt. Diese Zeit prägte den heutigen Begriff: "Menschen, ein Volk von Jägern und Sammlern". Seit diesem Zeitpunkt an, bis zum modernen Menschen heute, geht der Homo sapiens sapiens der Jagd nach.

 

Anatomisch betrachtet ist der Mensch als Jäger und Raubtier evolutionär suboptimal ausgestattet. Er ist weder besonders schnell, noch besonders kräftig, hat weder Krallen noch Reißzähne. Die meisten seiner Beutetiere sind hingegen entweder deutlich schneller oder sind sogar ein Vielfaches stärker als er selbst. Auch die Sinne, wie Geruch, Gehör und Sehen, sind beim Menschen deutlich schwächer ausgeprägt, als sonst in der Tierwelt bei vielen Räubern üblich.

Evolutionär bedingt ist der Mensch jedoch aufgrund seines aufrechten Ganges und der Fähigkeit seine Körpertemperatur durch Schwitzen zu regulieren in der Lage, seine Beute bis zu deren Erschöpfung zu hetzen. Um die Hetzjagd aber erfolgreich praktizieren zu können, bedarf es nicht nur Ausdauer. Auch die Fähigkeit unsere Ahnen zu logischem und planerischem Denken, sowie eine Form der unauffälligen Kommunikation (Klicklautsprache), haben ihn zu einem erfolgreichen Jäger werden lassen. Es war nötig sich zunächst der Natur anzupassen und sich in das Verhalten der Beutetiere hineinzuversetzen. Anschließend musste sich der "Jäger Mensch" auf allen Sinnesebenen für seine Beute unsichtbar machen. Nur auf diese Weise war es als Gemeinschaft möglich die Beute auch überwältigen zu können.

Erst durch die Domestizierung von Tieren hat die Jagd als notwendige Nahrungsbeschaffung ausgedient. Trotzdem ist dieses Handwerk nicht ausgestorben, warum?

 

Die Jagd hatte für den Menschen schon immer viele Reize. Das Wilde, das Unbeugsame, das Außergewöhnliche zu erleben oder zu bezwingen. Außerdem hatte man trotz allem das Wildbret immer zu schätzen gewusst.  

 

In der Antike diente die Jagd neben dem Nahrungsgewinn oft auch als Freizeitvergnügen und etablierte sich später in der Religion, um diversen Gottheiten zu huldigen, denen das Jagen besonders heilig war (Artemis, Diana, etc.).

 

Bis zum Mittelalter hin wurde das Jagen zunehmend das Privileg des Adels und der Kirche, die neben Eigentümer der Ländereien und dem Wild meist auch ihre Grundherrschaft über die Bevölkerung feudal ausübten.

Während der Adel das Anrecht auf die "Hohe Jagd" inne hatte - daher auch der Begriff Hochwild, zu denen das Schalenwild (ausgenommen Rehwild), Auerhahn, Steinadler, Seeadler, Bär und Luchs gehören - durfte der Klerus lediglich das Niederwild bejagen (Rehwild, Hase, Raubwild, etc.).

 

Zumeist wurden in der Zeit ab der Renaissance und vor allem des Barock Berufsjäger durch den Adel eingestellt, die das Revier gestalten und pflegen, das Wild entsprechend hegen sollten. So hatte es der Adel besonders einfach seinen kapitalen Trophäenträger zu erlegen. Die Jagd entwickelte sich seit dem Mittelalter zu einem rein gesellschaftlichen Prestigeprojekt. Dem "gemeinen" Volk, das oft auch Hunger leiden musste, war die Jagd grundsätzlich untersagt und wurde bei Zuwiderhandlung wegen Jagdwilderei sehr streng bestraft, nicht selten als Abschreckung sogar mit dem Tod.

 

Heute hat die Jagd unter anderem, oder gerade primär, einen wirtschaftlichen Hintergrund. War in der Altsteinzeit die Jagd notwendig für das Überleben - Nahrungsbeschaffung, Kleider-, Werkzeug- und Waffenherstellung - so bekommen wir heute das Fleisch vom Metzger oder Schlachter, Kleidung aus den Textilläden und Werkzeug im Baumarkt.

 

Doch nicht überall ist das heute so. Viele Naturstämme gehen weiter der Jagd nach, aus denselben Gründen, wie es einst unsere Vorfahren in der Steinzeit taten.