Entwicklung der Jagd

Wie schon erwähnt, wird die Jagd heute vor allem aus wirtschaftlichen, aber auch kulturell-gesellschaftlichen und umweltbiologischen Gründen ausgeübt. Tatsache ist, die Jagd reguliert die Wildbestände. Es eröffnet sich lediglich die Frage, ob die Wildbestände von außen reguliert werden müssen.

 

1. Kulturell

Auf den Punkt gebracht:

Die Jagd liegt in den kulturellen Wurzeln der Menschheit und hat außerdem eine gesellschaftsfördernde Eigenschaft.

 

Unter ganz pragmatischen Gesichtspunkten ist Jagd in erster Linie ein Handwerk, das zur Gewinnung eines hochwertigen Bio-Nahrungsmittels dient. Das war es früher und hat sich bis heute nicht geändert.

Keine Verseuchung des Fleisches mit Medikamenten und Hormonen, keine Massentierhaltung, kein Schlachtstress, kein Verstoß gegen Tierschutzbestimmungen, sowie eine exzellente Ökobilanz. Naturnäher, ökologischer, nachhaltiger und schonender wie durch die Jagd kann man kein Fleisch gewinnen, eigentlich für jeden Bio- und Ökoanhänger eine perfekte Umsetzung ihrer Vorstellungen. Und trotzdem ist der Jäger das Feindbild für die meisten Tierschützer.

 

Leider ist auch in unserer urbanisierten Welt, in der das Fleisch aus der Kühltruhe und Obst wie Gemüse vom Supermarkt kommt, der Bezug zur Natur und zur Jagd verloren gegangen. Kinder, die gerne bei einer Fastfood-Kette ihre Chickennuggets essen - aber nicht wissen, dass dafür Küken sterben mussten - oder beim Steakhouse ihr paniertes Schnitzel scheinbar von einem "Schnitzelbaum" bekommen, werden stetig mehr.

Wer heute Fleisch konsumiert, der sollte gut wissen, woher das Produkt stammt und wie es hergestellt wird. Unter diesem Gesichtspunkt sollte im Prinzip kein Fleischesser sich negativ über die Jagd äußern können, denn schließlich wird dadurch ein sauberes und frisches Nahrungsmittel hergestellt. Es ist frischer, unbelastet und vor allem für das Wild mit wesentlich weniger Stress verbunden, als für unser Schlachtvieh, welches zum Schlachthof zum Teil hunderte Kilometer durch Deutschland oder Europa gefahren wird.

 

Wer auf den Konsum von Fleisch völlig verzichtet, hat natürlich das gute Recht hierzu. Es ist eine innere Einstellung, eine Grundhaltung, die keinem genommen werden soll, darf und kann. Allerdings, so wie die vegetarische oder vegane Ernährungseinstellung akzeptiert werden möchte, so kann auch erwartet werden, dass die Ernährungseinstellung eines Fleischessers akzeptiert wird.

 

Ernährungswissenschaftlich gesehen ist tierisches Protein für eine gesunde Ernährung notwendig. Aber wie so viel, hat der Fleischkonsum in unserer Zeit deutlich überhand genommen. Nur aus diesem Grund konnte die Massenproduktion von Schwein, Rind und Geflügel entstehen. Das Motto heißt bis heute "viel und billig". Auf "billig" stehen wir, "Geiz ist geil" ist unsere Devise. Der Verbraucher muss sich dann nicht über BSE, Schweinepest und Vogelgrippe wundern.

 

2. Wirtschaftlich

Eine Seite vorher schon erwähnt, liegt natürlich auch der wirtschaftliche Faktor zugrunde.

 

Der Jäger hat für einen angemessenen Wildbestand Sorge zu tragen, so dass die Bilanz von Forst und Landwirtschaft nicht zu sehr negativ ausfällt, was sich letztlich auch wieder negativ bei des Jägers Bilanz zu Buche schlagen würde.

 

Rot- und Rehwild verursachen durch Schäl- und Verbißschäden einen enormen wirtschaftlichen Schaden für den Forst bzw. Privatwaldbesitzer. Diese verdienen letztlich mit dem Wald ihr Geld. Sind die Schäden zu hoch, reduzieren sich die Einnahmen, was wieder zur Folge hat, dass weniger Geld in den Staats-, Landes- und Stadtkassen kommt, öffentliche Gelder für Schulen, Straßen, etc. fehlen und Produkte aus Holz, nicht zuletzt die Holzpellets für die Heizung, teurer würden.

Ebenso bei dem Problem mit den Wildschweinen in der Feldfrucht. Oft wird dem Jäger für die "Wildschweinplage" die Schuld in die Schuhe geschoben, da er einen hohen Wildbestand forcieren würde. Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Ein hoher Wildschweinbestand richtet einen enormen Schaden an. Bei der Suche nach Käfern und Würmern durchwühlen sie die Wiesen und im Sommer drängen sie sich in Scharen in die Feldfrucht, hier speziell die von den Sauen geliebten Mais- und Weizenfelder. In einer nächtlichen Aktion kann eine Rotte Sauen zügig ein kleines Mais- oder Weizenfeld abernten. Der Wildschaden kann sich dann schnell auf einige hundert bis einige tausend Euro aufsummieren.

Wildschäden liegen nicht im Interesse des Jägers, da der Schadensersatz - so wie meist im Pachtvertrag geregelt - durch den Pächter übernommen werden muss. Aufgrund der volkswirtschaftlichen Konsequenzen sollte ein möglichst geringer Wildschaden in jedermanns Interesse sein. Wird jetzt bereits über die hohen Schäden und Kosten geklagt, wie sähe es wohl ohne die Jagd aus?

 

Last but not least findet der Handel mit Wildbret ebenso unter einem wirtschaftlichen Gesichtspunkt statt. Mit dem Erlös des veräußerten Wildbrets finanziert der Pächter die Jagd. Hier stehen an erster Stelle der Pachtzins, die Entsorgung von Fallwild durch Autounfälle wie auch die Kosten für die Revier- und Biotoppflege.

 

3. Umweltbiologisch

Tatsache ist auch, dass eine fehlende Regulation durch den Jäger, Luchs, Bär oder Wolf den Wildbestand nicht ins Uferlose explodieren lassen würde. Jeder Jagdgegner hat hier also recht, der die These vertritt: "Die Natur reguliert sich selbst."

 

Wie würde sich die Natur schließlich selbst regulieren, würde man ihr freien Lauf lassen? Hier gibt es zwei Szenarien:

1. Szenario:

Die Population einer Wildart wird sich auf einem solch hohen Niveau befinden, dass der vorhandene Lebensraum nicht ausreichend Nahrung bereitstellt.

Fazit: Es werden so viele Tiere den Hungertod finden, bis das Nahrungsangebot des Lebensraums wieder ausreichend ist.

 

2. Szenario:

Durch die hohe Populationsdichte können Krankheiten und Seuchen entstehen und sich verbreiten. Vogelgrippe, Schweinepest, Maul- und Klauenseuche, Blauzungenkrankheit und bei Raubwild die häufig auftretende Fuchsräude würden schließlich den Wildbestand wieder regulieren. Viele dieser Krankheiten sind jedoch auch auf Haustiere oder dem Menschen übertragbar.

Fazit: Hier würde schnell ein wirtschaftliches Kosten-Desaster in einem sehr hohen Millionenbereich entstehen.

 

Ergo: 

Warum sollte die nachwachsende Ressource Wild nicht sinnvoll und schonend genutzt werden, wenn damit gleichzeitig eine Krankheits- und Seuchenprophylxe betrieben werden kann.

 

Außerdem würden einige heimische Tierarten, die heute bereits in ihrer Population bedroht sind, einfach verschwinden, würde das Raubwild nicht in der Intensität bejagt werden, wie es heute geschieht.

Speziell Wiesenbrüter würden bei einer explosionsartigen Vermehrung des Raubwildes darunter leiden und könnten bis zu deren "Selbstregulation" durch Nahrungsmangel oder Seuchen ausgestorben sein. Das Ökosystem würde dadurch sicher nicht zusammenbrechen, doch kann es sich unter Umständen negativ auf andere Bereiche auswirken. So sei z.B. nur die Gefahr erwähnt, die ein Aussterben der europäischen Biene durch die Varroamilbe bedeuten würde.

 

Oftmals wird angebracht, dass der Mensch durch sein Handeln diesen Zustand selbst herbeigeführt habe. Durch die Umwandlung der Natur- in eine Kulturlandschaft ist das durchaus vorstellbar.

 

Doch wenn aufgrund dieser Tatsache, durch diverse vorgeschichtliche Eingriffe des Menschen in die Natur, bestimmte Räuber, wie zum Beispiel der Fuchs als Kulturfolger, Vorteile für ihre Ausbreitung erhalten haben und andere Arten hieraus entsprechend Nachteile erfahren mussten, liegt es dann nicht heute auch in der Verantwortung des Menschen, sich um die benachteiligten Arten zu sorgen.

Natürlich ist dies eine Wertentscheidung in Für und Wider, ob regulativ durch die Jagd in die Gestaltung der Fauna eingegriffen werden sollte. Für den Erhalt einer artenreichen Vielfalt habe ich mich gewissenhaften dafür ausgesprochen und bin überzeugt, dass diese Maßnahmen gerechtfertigt sind.

 

Auch wenn es bedarf, die Jagd in einigen Bereichen noch zu überarbeiten und es gilt, viele kritische Fragen beantworten zu müssen, führt unterm Strich - aus umweltbiologischen und wirtschaftlichen Faktoren - kein Weg an der Jagd vorbei.

 

 

Jagd ist ökologische Landwirtschaft und auch notwendig!